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Family Governance – ein Interview mit Thomas Zellweger

Family Governance – ein Interview mit Thomas Zellweger

by administrator November 18, 2019
Family Governance

Eigentümer von Familienunternehmen sind bestrebt, ihre Unternehmen über Generationen hinweg in der Familie zu halten. Oft arbeiten verschiedene Familienmitglieder in den Unternehmen in verschiedenen Funktionen mit. Daraus ergeben sich verschiedene Fragestellungen. Bei diesen Fragestellungen hilft eine Family Governance weiter. Lukas Mäder von Boncon hat zum Thema Family Governance ein Interview mit Thomas Zellweger, Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre mit besonderer Berücksichtigung der Familienunternehmen an der Universität St.Gallen, zum Thema Family Governance unterhalten.

Was ist eine Family Governance?

Eine Family Governance regelt die Schnittstelle Familie – Unternehmen. Dabei werden insbesondere die Dimensionen Eigentum und Führung berücksichtigt. Ziel der Family Governance ist es, Regeln zu vereinbaren, damit sich Familie und Unternehmen auf produktive Art und Weise entwickeln können.

Welche Familien benötigen eine Family Governance?

Eine Family Governance ist für Familien empfehlenswert, die

  • planen, langfristig die Kontrolle über eine oder mehrere Unternehmen zu halten
  • mehrere Familienmitglieder haben, die in Eigentum und Führung involviert sind. Dies gilt für heute und morgen.

 In welchen Situationen hilft eine Family Governance?

Eine Family Governance hilft in komplexen Familiensituationen. Eine komplexe Familiensituation besteht, wenn mehrere Personen aus der Familie in Eigentum und / oder Führung der Unternehmung involviert sind. Dies mit Blick auf die Gegenwart und die Zukunft.

Wie und mit wem wird eine Family Governance erarbeitet?

Eine Family Governance wird selten von einer Person allein erarbeitet. Es ist zudem zu berücksichtigen, dass eine Family Governance und die damit getroffenen Regelungen nicht rechtlich bindend sind. Daher ist es wichtig, dass alle betroffenen Personen in die Erarbeitung involviert werden. Es geht dabei um Geld, Einfluss, Macht und Gerechtigkeit. Die Erarbeitung ist ein Prozess, der idealerweise von einer externen Person geführt und moderiert wird. In diesem Prozess sind je nach Phase unterschiedliche Personen involviert. Zum Personenkreis gehören heutige Besitzer, Nachkommen, die allenfalls in der Zukunft eine Rolle im Unternehmen spielen wollen, und teilweise auch leitende Mitarbeitende der Firma.

Die Stärke einer gemeinsam erarbeiteten Familienverfassung – als Verschriftlichung der Family Governance – ist, dass sie von allen akzeptiert wird, wodurch Verlässlichkeit für alle Stakeholder, insbesondere Mitarbeitende, aber auch für die Familienmitglieder selber entsteht. Ein Unternehmer, der professionell managed, verfasst eine Family Governance und hält sich anschliessend an die definierten Regeln, auch wenn diese seine Freiheiten teilweise einschränken können.

Welches sind die Elemente einer Family Governance?

Die beiden wesentlichen Elemente einer Family Governance sind:

  • Wer aus der Familie kann Eigentümer der Unternehmung sein und werden?
  • Wer kann unter welchen Bedingungen in der Unternehmung mitarbeiten?

Bezüglich Eigentümer ist unter anderem folgendes zu regeln:

  • Wer kann Eigentümer sein?
  • Zu welchem Preis erfolgt eine Übertragung?
  • Ehevertrag
  • Erbvertrag

Beim Punkt Mitarbeit im Unternehmen sind unter anderem folgende Punkte zu regeln:

  • In welchen Funktionen können Familienmitgliedern im Unternehmen tätig sein?
  • Wie erfolgt der Einstieg in die Firma?
  • Welche Grundsätze gelten für die Entlöhnung?
  • Wie erfolgt allenfalls eine Trennung von einem Familienmitglied?

In welchem Rhythmus wird eine Family Governance überarbeitet?

Die Erarbeitung einer Family Governance dauert rasch einmal mehrere Monate. Es geht um die schrittweise und gemeinsame Erarbeitung in der Form von Workshops. Die erarbeiteten Regeln finden typischerweise in einer Familienverfassung oft in Kombination mit einer Eignerstrategie ihren Niederschlag. Die definierten Regeln sollten für alle Beteiligten verbindlich sein. Eine Family Governance sollte auch vorausschauend sein. Eine Überprüfung und allenfalls Überarbeitung kann alle 4-5 Jahre erfolgen. Falls eine nicht geplante Situation oder ein Umstand wie Tod eintrifft, ist eine Überarbeitung notwendig.

Wer ist für die Einhaltung der Family Governance verantwortlich?

Der oder die Eigentümer müssen sich an die verabschiedeten Grundsätze halten. Die Family Governance ist somit ein Tool für professionelle Eigentümer. Eine Family Governance ist ein starkes Signal für das Management der Firma und eine gelebte Family Governance ein wichtiges Instrument, um Topleute im Unternehmen längerfristig beschäftigen zu können.

Über Prof. Dr. Thomas Zellweger

Prof. Dr. Thomas Zellweger ist Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre mit besonderer Berücksichtigung der Familienunternehmen an der Universität St.Gallen. Er ist unter anderem Autor von Managing the Family Business. Das innovative Lehrbuch von Thomas Zellweger diskutiert die wichtigsten Herausforderungen für Familienunternehmen. Praxis-inspiriert und forschungsbasiert geht das Buch auf die Relevanz von Familienunternehmen auf der ganzen Welt, ihre einzigartigen Stärken und Schwächen, ihre Governance, das strategische Management, den Nachfolgeprozess, die Treiber von langfristigen Erfolgen und die zwischenmenschliche Dynamik in Familienunternehmen ein.

Über Boncon

Boncon unterstützt Unternehmerinnen, Unternehmer und Geschäftsführer bei strategischen Fragestellungen wie Nachfolge, Unternehmensstrategie und Unternehmensvermittlung. Sie möchten mehr über Family Governance erfahren. Gerne zeigen wir Ihnen ein Vorgehen auf. Kontaktieren Sie uns!

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